Ich beschäftige mich zurzeit etwas gründlicher mit dem Thema „Speisehanfsamen“. Als ich dann vorgestern durch den örtlichen DM schlenderte, fielen mir natürlich die „Hanfsamen ungeschält“ der DM Bio Eigenmarke auf. Mit dem Verzehrhinweis: „Die Hanfsamen dürfen nicht zur Aussaat verwendet werden.“ Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen was dann passiert ist :)!?

Ganz genau, 1 Stunde später hatte ich bereits einen Tontopf mit biologischer Blumenerde befüllt und die Hanfsamen darin verteilt. Das war wie gesagt vorgestern, heute regt sich darin schon allerhand Leben.

Hanfgras 2 Tage
Hanfsamen vom DM haben eine gute Keimrate.

Was soll daraus werden? Mache ich mich gerade strafbar? Wie steht es generell um die Gesetzeslage in Sachen Hanf und Hanfsamen?

  • Innerhalb der nächsten 2 bis 3 Wochen soll daraus sog. „Hanfgras“ werden, das dann in den Entsafter wandert und mir hoffentlich einen Vitalstoffschock erster Güte beschert. Sofern erfolgreich, werde ich dieses Spektakel und den Weg dorthin natürlich für Euch dokumentieren.
  • Nein, ich mache mich nicht strafbar. Und zwar weil ich mich in Österreich befinde. Der Hinweis auf der Verpackung bezieht sich auf Deutschland.
  • Die Gesetzeslage rund ums Thema Hanf und Hanfsamen ist im deutschsprachigen Raum schwierig, aber auch amüsant.

Dem Hanf als Nutzpflanze hängt ein schlechter Ruf hinterher, man hört und liest immer wieder von Gesetzesverstößen. Andererseits führen selbst Supermärkte inzwischen breite Produktreihen mit Hanfblättern auf der Verpackung. Wie passt das alles zusammen?

Wann sind Hanfsamen illegal?

Kurze Antwort: Nie!! Es gibt keinen Hanfsamen, dessen Anbau, Verarbeitung, Verkauf, Besitz oder Konsum illegal wäre. Der einzige illegale Bestandteil der Hanfpflanze ist der psychoaktive Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol), der aber ausschließlich von den Blüten gebildet wird. Hanfsamen enthalten diesen Wirkstoff nur, wenn sie mit THC-haltigen Blüten in Berührung kommen. Was in der Lebensmittelverarbeitung leider schon mal passieren kann. Hanflebensmittel dürfen in Deutschland daher kleine Spuren THC von bis zu 150 Mikrogramm pro Kilogramm enthalten.

Manchmal kommt es natürlich zu Überschreitungen, wie damals bei dem Veganz Hanfprotein von DM. Ob die Aufregung damals wirklich gerechtfertigt war könnt Ihr in meinem Artikel „Zu viel THC im Hanfprotein von DM“ nachlesen. Spoiler: Nein!! Damit THC bedenklich wird braucht es schon eine entsprechende Dosis. Und kein Teil von Industrie- oder Speisehanf enthält diese auch nur ansatzweise, selbst die Blüten nicht.

Vom Hanfsamen zu THC

Entgegen der öffentlichen Angst produzieren in Wahrheit nur die allerwenigsten Samen bzw. Gattungen der Hanfpflanze das beliebte Rauschmittel in ausgeprägter Konzentration. Und diese Samen gibt es ganz sicher nicht für € 2,99- per 200 g beim DM. Man könnte nun meinen der Gesetzgeber packt das Problem mit dem THC an der Wurzel und verbietet ganz einfach jene Hanfsamen und Sorten, deren Blüten später das Rauschmittel bilden. Aber nein.

Unzählige Shops, online und offline, verkaufen potente Hanfsamen in allen Variationen und Farben. Ganz legal, wunderschön bebildert, mit Rechnung samt ausgewiesener Mehrwertsteuer. Und das Geschäft scheint zu laufen. Eine regelrechte Industrie mit Wissenschaftlern und Experten arbeitet eifrig an immer neuen Sorten, noch stärker, noch resistenter, noch potenter. Sativa, Indica, Hybride, regulär, feminisiert, Autoflower, für jeden ist was dabei. Allesamt Pflanzen, nur darauf gezüchtet, den illegalen Bestandteil (das THC), schneller, leichter und in immer höherer Konzentration auszubilden.

Hanfsamen in Österreich, Deutschland, und der Schweiz

Ein einzelner potenter Hanfsamen kostet dann je nach Sorte schon mal 10 Euro. Ein Schnäppchen, gemessen am Potenzial für seine späteren Blütenstände, Wahnsinn im Vergleich zum Industrie- oder Speisehanf. Wie die Verpackung der Speisehanfsamen von DM so dezent hinweist, ist die Aussaat, also das „zum Leben erwecken“ des Hanfsamens in Deutschland bereits illegal, egal welcher Samen.

Hier in Österreich oder auch in der Schweiz können wir uns solche Späße erlauben, wenn gewünscht auch mit potenten Hanfsamen. Solange die Hanfpflanze nur den gefürchteten Wirkstoff THC nicht ausbildet. An dieser Stelle setzt hierzulande die Gesetzgebung die Grenze. Hanf als Zimmerpflanze ja, aber in die Tonne damit wenn sich Blüten bilden. Und zwar besser auch wenn es sich nur um Industriehanf handelt. Die Grenzwerte sind niedrig und Polizisten bei dem Thema zur Strenge angehalten. Wen das Thema „Hanfanbau“ interessiert, findet in den Ausführungen unseres Ghostwriters Johannes sehr gründliche Hilfestellung und Anleitung.

Hanfsamen und Gesetze – Anstiftung zur Überschreitung?!

Hanfsamen Gesetze
Die Gesetzeslage zu Hanfsamen ist oft amüsant.

Hanfsamen jeglicher Art sind legal erhältlich, auch jene, deren Pflanzen später Blütenstände mit hohen Konzentrationen THC ausbilden. Zugleich hat sich in Sachen Equipment rund um den Indoor Anbau eine ähnlich beeindruckende Industrie entwickelt. Erde, Dünger, Lampen, Lüfter, Aktivkohlefilter, Growzelte, etc., jedes noch so kleine Bedürfnis des „kriminellen“ Kleingärtners wird beharrlich erforscht und befriedigt. Natürlich ebenfalls alles legal. Die Gesetzgebung in Sachen Hanf und THC führt somit zu einer absurden Situation.

Durch die Illegalität von THC-haltigen Cannabisblüten (Marihuana oder Gras) lassen sich am Schwarzmarkt interessante Preise erzielen. Zum Anbau dieser illegalen „Droge“ ist alles nur Erdenkliche in hochentwickelter und ständig besser werdenden Ausführung legal und einfach erhältlich. Ein wenig scheint es als würde die Gesetzgebung es geradezu auf Überschreitung anlegen. Und dann herrscht regelmäßig großer Aufschrei wenn Indoor-Plantagen entdeckt und ausgehoben werden. 

Eine kleine Maßnahme genüge und das Problem wäre, vielleicht nicht behoben aber zumindest wesentlich entschärft: Und zwar ein Verbot des Verkaufs potenter Hanfsamen. Ihretwegen gerät Hanf als Nutzpflanze immer wieder in Verruf. Ein gewisses Potenzial des Hanfs als Rauschmittel wäre zwar immer noch vorhanden, aber es würde nicht mehr legal forciert. Wäre ich Verschwörungstheoretiker würde ich die politische Situation um Hanf folgend darlegen:

Konservative Kräfte fürchten den Hanf als bessere Alternative für einige ihre ressourcenintensiven, umweltbelastenden Einkommensquellen, sei es als Nahrungsmittel, Rohstoff für Textil- oder Bauindustrie, Kosmetik oder Medizin. Noch verhindert das zwiespältige Image des Hanfs seine breite Akzeptanz. Wie entwickle sich die Situation aber, verliere der Hanf sein Image als „Drogenpflanze“ und gewinnne Bedeutung als gesunde, effektive, umweltschonende und klimaschützende Alternative? Das bedeute Einbußen für BigFood und BigPharma. Denen kommt es ganz gelegen, dass die aktuelle Gesetzgebung das schlechte Image des Hanfs aufrecht erhält und weiterhin forciert.

Nun zum Glück verfügen wir trotz fragwürdiger Gesetze immer noch über ein hohes Maß an Freiheit. Und diese Freiheit erlaubt auch meinen lieben deutschen Mitbürgern, das volle Potenzial des Superfoods Hanfsamen zu nutzen, durch Keimen und Aussaat (mit ein wenig Diskretion).

Nährstoffwunder gekeimter Hanfsamen

In Deutschland würde ich nicht unbedingt meinem Beispiel folgen und Bilder gekeimter Hanfsamen ins Internet stellen. Ich hätte aber noch nicht gehört dass jemand Probleme kriegt weil er oder sie Hanfsprossen oder Hanfgras zieht. Und genau das möchte ich den gesundheitsbewussten Lebensmittelenthusiasten unter Euch da draußen empfehlen. Zumindest jenen mit der notwendigen Portion Geduld und Disziplin. Meine ersten Hanfsprossen habe ich einmal vergessen zu spülen und das wars dann auch. Ein Geruch wie faule Eier und Futter für den Biomüll.

Wer noch keine Erfahrung mit Sprossen hat startet daher besser mit anspruchsloserem Saatgut wie Mungbohnen oder Linsen. Gräser brauchen etwas weniger Pflege als Sprossen. Mein Hanfgras macht 5 Tage nach der Aussaat schon ein bisschen was her :).

Hanfgras 5 Tage
Nach 5 Tagen erkennt man schon die ersten Blattpaare.



Wozu der ganze Aufwand? Nichts davon ist absolut notwendig und wer einfach nur die Vorzüge des Hanfsamens genießen will, ist gut bedient mit Produkten wie Hanfprotein oder geschälten Hanfsamen. Aber es geht natürlich besser. Durch den Keimprozess erwacht das Leben im Saatgut. Eventuelle Antinährstoffe werden abgebaut, die Gehalte an Vitaminen und Mineralstoffen vervielfachen sich. Wenn der Hanfsamen bereits ein Superfood ist, dann sind Hanfsprossen und Hanfgräser eine Art Ultrafood.

Ich traue mich nicht zu sagen ob der Hinweis auf der Verpackung der Hanfsamen vom DM eher abhält oder anstachelt. Definitiv ist es aber wahnsinnig schade, dass der Gesetzgeber seinen Bürgern untersagt, mit wenigen, einfachen Schritten eines der gesündesten Lebensmittel selbst zu machen und zu genießen.

Fazit

Die Hanfsamen vom DM sind ein Beispiel für die Lächerlichkeiten und Absurditäten der Politik und Gesetzgebung rund um das Thema Hanf. Ein wenig scheint es, als wolle man das zu Unrecht dubiose Image der Hanfpflanze mit aller Gewalt aufrecht erhalten. Ich für meinen Teil genieße aber die Freiheit zu entscheiden, aus Hanfsamen meine eigenen kleinen Nährstoffwunder wie Hanfsprossen oder Hanfgras zu ziehen. An den Ergebnissen lasse ich Euch schnellstmöglich teilhaben :).

Lasst Euch von konservativen Stimmen nicht die Freude an Hanfsamen als Lebensmittel verderben. Sie sind wertvoller Bestandteil eines jeden gesunden Speiseplans. Daher verlinke ich Euch hier dazu meine persönlichen Empfehlungen und Überlegungen. Die Hanfsamen von DM haben hohe Keimraten und scheinen demnach von hoher Qualität. Ich würde auf den Komfort einer versandkostenfreien Zustellung aber nicht verzichten wollen, empfehle Euch daher folgende keimfähigen Hanfsamen aus deutschem Anbau direkt und bequem von Amazon: