Bei meinen Recherchen zu Hanfprotein stolpere ich immer wieder über Artikel von Nachrichtenportalen über das Hanfproteinpulver des Herstellers „Veganz“, hauptsächlich verkauft in DM-Filialen. Die Aufregung und das Interesse war groß, als bekannt wurde, dass Kleinkinder mit der empfohlenen Tagesmenge zu viel des psychoaktiven Wirkstoffs THC aufnehmen könnten. Ich wittere bei solchen Schlagzeilen schnell konservative Panikmache, dachte mir also eine umfangreichere Recherche gibt vielleicht Aufschluss.

War die Aufregung gerechtfertigt? Bestand wirklich eine Gefahr für Kleinkinder? Nun das Proteinpulver von Veganz enthielt gut 800 µg (Mikrogramm) THC pro Kilogramm, das ist etwa 5,3 mal so viel wie in Deutschland bei Lebensmitteln erlaubt. Bei einer Überschreitung in dem Ausmaß ist ein wenig Aufregung verständlich. Jedoch bestand zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd eine entsprechend konkrete Gefahr, die ein derartiges mediales Aufpauschen samt Panikmache je gerechtfertigt hätte.

Die deutschsprachige Bevölkerung betrachtet das Thema Hanf im Schnitt sehr konservativ, eben entsprechend unserer Politik. Lasst uns mit Vergleichen und einigen Zahlen aufschlüsseln, wie gerechtfertigt die allgemeine Skepsis gegenüber Cannabis wirklich ist, am Beispiel des Hanfproteins von DM.

Die Hanfpflanze und THC

Zunächst mal sei gesagt, dass einzig und allein die Blüten der Hanfpflanze den psychoaktiven Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) ausbilden. Wenn in Hanf-Lebensmitteln kleine oder auch erhöhte Mengen davon nachweisbar sind, dann nur aufgrund des Kontakts der Samen mit Blüten bei Ernte oder Verarbeitung. Das ändert natürlich nichts an der Überschreitung der Grenzwerte, eine vorschnelle Verunglimpfung der wertvollen Hanfsamen aufgrund schlampiger Verarbeitung seitens eines Herstellers oder Verarbeiters ist aber ein wenig undurchdacht.

Gefahr durch (Hanf)-Lebensmittel?

Kein Nahrungsmittel ist frei von Gefahr. In jedem Liter Kuhmilch befinden sich z. B. einige Tropfen Eiter aufgrund überstrapazierter, entzündeter Euter der Milchkühe. Bedenklich? Auf jeden Fall. Gefährlich? Unter Umständen. Auch dafür gibt es längst einen gesetzlichen Grenzwert, der regelmäßig überschritten wird. Und hören wir da unsere konservative Politik aufschreien? Eher nein. Vieh- und Milchwirtschaft zählen schließlich zu den Stützpfeilern guter deutscher Kultur.

Dieser kleine Vergleich soll natürlich nicht den Hanf von jeglicher Skepsis befreien, er soll aber zu einem kleinen Perspektivenwechsel anregen. Messen wir vielleicht mit zweierlei Maß? THC birgt Gefahren, keine Frage, sei es unmittelbar im Straßenverkehr, aufgrund neurologischer Veränderungen im Gehirn oder auch volkswirtschaftlich aufgrund beschränkter Energie am Arbeitsplatz. Selbst mir als lautstarken Hanfbefürworter kann THC und dessen berauschende Wirkung gerne gänzlich gestohlen bleiben. Aber bergen Lebensmittel wie Hanfsamen, Hanfprotein oder Hanföl wirklich konkrete Gefahren?

Auf die Dosis kommt es an

THC Dosis
THC ist erst in hohen Dosen bedenklich.

Es wird Zeit für ein paar harte Zahlen und Fakten. Aus kompetenter Quelle weiß ich, dass für eine nette Dröhnung mit „Gras oder Marihuana“ etwa 0,5 Gramm davon geraucht oder gegessen werden müssen. Gras hat dieser Jahre meist einen THC-Gehalt zwischen 10 und 20 %. Für einen THC-Rausch benötigt es also zwischen 50 und 100 mg THC (0,5 g*10 % = 50 mg). Ein erwachsener Mensch braucht also vorsichtig kalkuliert 50 mg oder 50.000 µg THC für seinen Trip. Erst bei einer solchen Menge beeinflusst THC wahrnehmbar das Befinden und vielleicht auch negativ die neurologische Gesundheit. Die unzähligen erwiesenen positiven Eigenschaften von THC auf den Organismus vernachlässigen wir erst mal.

Ein Kleinkind wiegt wesentlich weniger und reagiert vielleicht auch sensibler. Benennen wir die wahrnehmbare oder gefährliche Menge also großzügig um den Faktor 20 reduziert, das wären 2,5 mg oder 2500 µg. Wie hoch ist die in Deutschland maximal empfohlene Tagesmenge THC noch mal? 1-2 µg/KG Körpergewicht, also 10-20 µg für ein Kind von 10 KG. Das Veganz Proteinpulver hat diese Grenze mit etwa 20 µg THC pro Portion für Erwachsene (25 Gramm Pulver) überschritten. Das Produkt enthielt damit etwa 800 µg THC/KG, also wie schon erwähnt etwa 5,3 mal mehr als der Gesetzgeber es vorschreibt. Eine Nachlässigkeit seitens des Herstellers? Natürlich. Ein Skandal weil gefährlich? Wohl kaum.

Jetzt seid Ihr eingeladen zu rechnen. Wie viel des Veganz Hanproteins hätte ein Kleinkind von 10 KG Körpergewicht essen müssen, um auch nur annähernd psychoaktiv beeinflusst gewesen zu sein? Etwas mehr als 3 Kilogramm (2500/800 = 3,125). Und wenn Ihr mir die kleine Anmerkung erlaubt: Bei einem Kilopreis von 30 Euro wären das knapp 100 Euro für einen einzigen THC-Rausch, dann wohl doch besser zum freundlichen Dealer von nebenan :).

Mit Hausverstand an den Hanf

Beim Betrachten dieser Zahlen drängt sich mir die ein oder andere Frage auf. Haben sich die Unzahl an sensationslüsternen Journalisten nur ansatzweise die Mühe gemacht zu rechnen? Vermutlich nicht. Geben Eltern ihren Kindern ein proteinreiches Nahrungsergänzungsmittel für Sportler? Nun Organismen im Wachstum brauchen mehr Protein und jenes aus Hanf ist eines der unbedenklichsten. Warum also nicht? Geben Eltern ihren Kleinkindern aber die volle Dosis von 25 Gramm, empfohlen für erwachsene Sportler? Nun hoffentlich nicht, aber selbst wenn wäre es kein Drama.

Fällt Euch irgendein Szenario ein, in dem selbst grob fahrlässige Eltern ihren Kindern mit einem Produkt wie der fehlerhaften Charge des Veganz Hanfproteins, eine auch nur annähernd gefährliche Dosis THC verabreichen könnten? Also mir nicht. Meint es der Gesetzgeber in Deutschland zum Schutz seiner Bürger vielleicht etwas mehr als gut in Sachen Grenzwerte für THC in Lebensmitteln? Ich weiß ein wenig polemisch, aber wie eben errechnet, offensichtlich ja!

Schutz oder Manipulation?

Manipulierter Konsument
Offizielle Empfehlungen sind in Sachen Lebensmittel oft fragwürdig.

Zunächst mal sei gesagt, es ist natürlich gut, dass die Gesetzgebung, gebildet und beraten von klugen und fachkundigen Menschen, Grenzwerte für potentiell gefährliche Inhaltsstoffe in Lebensmitteln festlegt. Es geschehen natürlich Fehler, aber alles in allem ist es ein gutes Gefühl, sich beim Einkaufen auf eine solche Instanz weitgehend verlassen zu können. Leider sind solch mächtige Instanzen natürlich äußerst interessant für diverse Interessenvertretungen und damit anfällig für, naja sagen wir mal vorsichtig, Beeinflussung.

Politik, Bildung und Medien werden nun mal zu einem gewissen Grad aus Geld gemacht, das ist kein Geheimnis. Hätten mächtige Instanzen als oberstes Gebot wirklich den Schutz und die Gesundheit der Menschen im Sinn, wieso ist dann Werbung für Coca Cola, McDonalds, Ferrero, Storck, Absolut etc. erlaubt? Zucker, Junkfood und Alkohol raffen in einem Jahr mehr Menschen dahin als alle Kriege der Menschheitsgeschichte zusammen. Aber ein paar Mikrogramm THC zu viel in einem gesundheitsfördernden Hanfprotein, ohne jegliche konkrete Gefahr, sorgen für den großen Aufschrei?

Hanf – Definitiv eine Chance!

Hanf als Chance
Die Hanfpflanze bietet große Chancen in vielen Bereichen.

Ich erwähne es noch einmal: Ich will hier keine „Legalize it – Parolen“ schleudern. THC mag definitiv seinen medizinischen Nutzen haben, zur Berauschung eingesetzt wäre es aber nicht mehr und nicht weniger als Medikamenten- oder Drogenmissbrauch, wie man es sehen will. Allerdings ist THC lediglich einer von vielen Wirkstoffen in Hanfblüten. Alleine der Wirkstoff CBD (Cannabidiol) hilft Menschen bei einer Bandbreite von Leiden, von Depressionen über Schlafstörungen bis zur Raucherentwöhnung.

Die Hanfpflanze bietet enormes Potential in so vielen Bereichen, als Medizin, als proteinreiches Nahrungsmittel, in der Kosmetik, als Rohstoff für Kleidung und Dämmmaterial. Und das jeweils äußerst umwelt- und ressourcenschonend. Ein Aspekt, der heute wichtiger ist denn je. Soll dieses riesige Potential, diese riesige Chance, wirklich an einem einzelnen psychoaktiven Inhaltsstoff scheitern? Konservative Stimmen hätten das gerne. Sie verdienen mit dem umweltschädigenden und ressourcenintensiven Status Quo immerhin gutes Geld. Nur zu verständlich dass sie keine Chance auslassen, die öffentliche Wahrnehmung um eine überlegene Alternative negativ zu beeinflussen.

Ich bin 31, beim aktuellen Kurs der Menschheit bin ich skeptisch, dass die Welt mit 70 oder 80 noch sonderlich lebensfreundlich sein wird. Nennt mich gerne Hippie oder Öko, ich sehe mich als Realist. Ein langfristig lebenswerter Planet hängt natürlich von vielen Faktoren ab, und ressourcenschonende Versorgung mit Protein ist definitiv einer der gewichtigsten, wenn nicht der gewichtigste. Wenn wir unseren Kindern und Kindeskindern einen wirklichen Gefallen tun wollen, reichen oft schon kleine Schritte, kleine Entscheidungen. Wie die Entscheidung, zwecks Proteinversorgung hier und da zu Produkten wie Hanfprotein anstatt zu Steak oder Hühnerbrust zu greifen.

Skepsis gegenüber jungen Produkten wie Proteinpräparaten aus Hanfsamen ist natürlich verständlich. Unsicherheit und Angst verschwinden bekannterweise aber mit Wissen und Information. Daher verlinke ich Euch hier einen Artikel über so ziemlich alles, das es über Hanfprotein zu wissen gibt. Jene die bereits überzeugt oder neugierig sind und das grüne Gold einfach mal probieren möchten, finden direkt im Anschluss meinen absoluten Favoriten, aus heimischem Anbau.

Bei der Auswahl eines Proteinpulvers stellen sich wichtige Fragen. Die Kriterien sind allerdings einfach, erfahrt mehr darüber auf unserer Empfehlungsseite.

Quellen:

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/hanfhaltige-lebensmittel-12881

https://www.welt.de/wirtschaft/article154239351/Bekiffte-Kleinkinder-dm-ruft-Hanf-Pulver-zurueck.html